– früheste Forker Vorkommen in Deutschland (Sachsen) –
Zur Erklärung zunächst ein Kartenausschnitt: „Sachsen – Dresden“.
Die Gegend östl. von Dresden bis Neustadt in Sachsen. Nach etwa zweidrittel der Wegstrecke, die Burgstadt Stolpen (bekannt durch die hier gefangengehaltene Mätresse August des Starken). Im Straßendorf Langenwolmsdorf und darum herum, (Stolpen, Lauterbach, Polenz) finden sich in den Kirchenbüchern die frühesten Eintragungen des Namens Forker.
Bild 1: Kartenausschnitt aus OpenStreetMap
Fragt man sich nach der Herkunft seiner „Forker Vorfahren“, so wird man schnell feststellen, dass die Großeltern meist aus dem evangelischen Sachsen, jedoch deren weitere Vorfahren aus der Umgebung von 01833 Stolpen und letztlich nur noch aus Langenwolmsdorf, bzw. aus dem nördlichen Nachbarort Lauterbach oder dem in Richtung Neustadt gelegenem Polenz kommen.
Bild 2: Kartenausschnitt aus der Wanderkarte der Sächsischen Schweiz „Stolpen und das Stolpener Land“ mit freundlicher Genehmigung von Dr.-Ing. Rolf Böhm. 01814 Bad Schandau.
So kommen tatsächlich die Spitzen-Ahnen der drei Hauptstämme aus Langenwolmsdorf.
Matthes Forker (Stamm # 5412) der obere Müller verstarb am 04.12.1634, 80 jährig, wäre demnach 1554 geboren und somit erster Spitzenahn, von ihm wurden bisher 274 Nachkommen in 14 Generationen ermittelt.
Als zweiter Spitzenahn wäre der Leinweber Urban Forker (Stamm # 1707) als Stammvater des Hauptstammes zu nennen, er verstarb laut Kirchenbuch Langenwolmsdorf am 27.06.1617 im Alter von 61 Jahren und müsste somit bereits 1556 geboren sein. Von ihm wurden bisher 17 Generationen mit etwa 485 männlichen Nachkommen zusammengetragen, die über ganz Deutschland verstreut und selbst bis in Australien, leben.1
Dritter Spitzenahn ist Antonius Forker sen. (Stamm # 3613) der ebenfalls schon um 1559 in Langenwolmsdorf geboren sein muss, da sein Sohn Antonius bereits am 09.11.1624 in Langenwolmsdorf Martha Unger ehelichte. In diesem Stamm wurden 17 Generationen mit 171 Nachkommen gefunden.1
Weitere noch frühere genannte Forker in Langenwolmsdorf sind:
# 7256 Nikolaus | * 1470 |
# 7257 Blasius | * 1505 |
# 4728 Kilian | * 1525 |
# 7481 Caspar | * 1530 |
# 7259 Bastian | * 1537 |
# 4238 Nickel | * 1550 |
Wobei von keinem eine Filiation hergestellt werden konnte, da lediglich in der Zeit vor den Kirchenbüchern genannt.
Aus dem Kirchenbuch Lauterbach wissen wir von Mattheus Forker Stamm # 197), der um 1562 dort geboren sein könnte, da er am 08. Dez. 1633 mit 71 Jahren, sowie seine Frau im Ort, an der Pest verstarb. Von ihm lassen sich bis dato 1020 Nachkommen in 15. Generation ableiten. Darunter die in Uruguay.2 und die in Sachsen lebenden Furker Familien.
Die Dorfchronik von Polenz gibt uns Kunde vom Dorfältesten Nickel Forker (Stamm # 4238) * 1540 und in den Kirchenbüchern von Neustadt finden sich Einträge über ihn und seine Kinder, d.h. Geburten, Heiraten und Sterbefälle ab 1578 – 1593. Weitere direkte Nachkommen konnten noch nicht zugeordnet werden, obwohl einige der heutigen Linien ihre Wurzeln in Polenz haben.
Das sind aus den Ev. Kirchenbüchern (der bisher erforschten Linien) die frühesten direkten Vorfahren Nachweise, aus denen sich auch die Filiation (Eltern – Kindverbindung) feststellen lies.
Nach der Reformation, zu Beginn der Kirchenbuch-Registrierung um 1607, finden sich in Langenwolmsdorf, bereits 9 Bauernfamilien Forker, die schriftlich verschieden festgehalten wurden. (Forgwar, Forgkwer, Forgwer, Forckwer, Forcker, Furker). Jedoch ab 1750 nur noch als Forker/t oder selten als Furker/t registriert wurden.
Doch schon in dem aus dem Jahre 1559 erhaltenem Amtserbbuch3 von Stolpen mit etwa 50 umliegenden Orten, finden sich nur in Langenwolmsdorf und in Lauterbach 11 bzw. 7 Bauernfamilien Forker. Da es sich in diesen Fällen um die Vererbung von Haus und Grund (Hof und Feld) handelt, kann nur bedingt die Vater – Sohn-Beziehung vermutet werden, da es ja auch Vettern betreffen kann.
Dazu teilte 1994 der Dresdner Genealoge Herr Kurt Wensch (1938-2012) mit, nach dem er die Landsteuerlisten für Polenz von 1543, 1547, 1552, und 1554 durchsah und feststellte: „Den frühesten Nachweis fand ich 1601, als Hans Forker sein Gut an den Sohn verkauft. Leider gibt es kein vorhergehendes Kaufbuch, das vermutlich einen Herkunfts-Hinweis ergeben hätte. Zu den Ureinwohnern gehören die Forker offenbar nicht, denn die Durchsicht der Landsteuerlisten ergab kein Namensvorkommen“.
Damit sind die frühesten sächsischen urkundlichen Quellen (Kirchenbücher und Regesten im Haupstaatsarchiv Dresden) erschlossen und weitere Nachforschungen zu früheren Vorfahren können nur über die Herkunft des Namens Forker (insbesondere über seine frühe Schreibweise) weiter führen.
Sollte Forker wirklich die Berufsbezeichnung von Leuten sein, die sich mit der Herstellung oder dem Vertrieb von Heu- oder Mist-Gabeln beschäftigten4, so müsste meines Erachtens der Name schon früher in weiten Teilen Deutschlands Verbreitung gefunden haben, wie beispielsweise Schmied, Schuster, Müller, Meier u.a. Berufsnamen.
Sehen wir zu unseren Namen in Namens- und Namenskundebüchern oder Namenslexika nach, so werden wir dort kaum Erklärungen finden. Denn offensichtlich ist man sich einig, dass der Name nicht zu den schon früh in Deutschland entstandenen Namen gehört.
Lassen Sie sich also weiter führen und folgen Sie dem in England und Amerika urkundlich belegten Weg, wo aus schottischen Farquhar Einwanderern, Forker Farmer wurden5, wie wahrscheinlich auch in Langenwolmsdorf. Schauen wir uns dazu die bis etwa 1530 stets nur mündlich weitergegebenen und erst ab diesem Zeitpunkt erfolgten ersten schriftlichen Fixierungen unseres Namens an, so liegt auch hier der Verdacht nahe, dass es sich ursprünglich um den schottischen Namen Farquhar handelt. Nach dem Motto: „geschrieben wie gehört“.
Farquhar (schottisch), vom gaelischen Eigennamen Fearchar, abgeleitet von alten keltischen Elementen, die so viel wie dear, beloved man bedeuten (geliebter, teurer Mann). Aus einem Clan oder separat, die Farquahrs sind Nachfahren von Farquhar Macintosh, einem Enkelsohn des Gutsherren von Macintosh, welcher vor 1382 aus Braemar in Schottland kam.6, 7, 8
Lt. einer Seite im Internet: Hall of Names (Swyrich Corporation, www.Swyrich.com) Handel mit Genealogie, (Namensherkunft, Wappen, Kleidung, etc) Sitz Kanada.
Danach sollen Menschen aus dem uralten Stamm der Strathclyde Briten, entlang des englisch / schottischen Grenzlandes (etwa entlang des späteren Hadrianswalls bzw. etwas südlich der heutigen Ländergrenze) die ersten gewesen sein, die den Namen FORKER verwendeten. Er wird vom gälischen Mac Fhearchair abgeleitet, was Sohn des Farquahr und Farquhar bedeutet.
Zur frühen Herkunft heißt es dort:
Der Name FORKER wurde erstmalig in Ayrshire, einer Grafschaft im Südwesten der Region Strathclyde von Schottland gefunden, wo sie ihren Sitz für mehrere Generationen bei Kyle Stewart hatten.
Ihre Geschichte ist eine ganz andere als die der Farquhar(son).
Robert Farquhar, Lord von Gilmilnescroft in der Region Skyle Stewart war urkundlich um 1350, das erste Familienoberhaupt und wahrscheinlich ein direkter Nachfahre von Ferchart, dem Vater des Fergus. Einer der Stammesoberhäupter die, die Grenzen der New Battle Abbey um 1178 festlegten.
Etwa um diese Zeit, nach ihrem Niedergang, begann ein Zweig der Familie im Norden Schottlands, um Caithness bei Ederlarg, bzw. dann später südl. davon, mit der Burg Braemar den Stammsitz der Farquhar zu begründen.
FORKER stammen aus Gilmilnescroft in Kyle Stewart, in der Region Stratclyde an der Südl. Grenze Schottlands.
Etwa 44 km südl. von Glasgow liegt an der Westküste Ayr im Firth of Clyde. Von dort auf der A70, 20 km nach Osten bis zur A76 bei Cumnock. Der A76 2,5 km nach Nordwesten folgend liegt Auchinleck. Nach 3 km nördl. in Richtung Sorn, findet sich Gilmilnescroft.
Gilmilnescroft, heute ein kleine Ansiedelung in der sich nur noch spärliche Reste des einstigen ursprünglichen Stammsitz der Farquhar/Forker finden.
Sehen wir uns also die Geschichte der Schotten etwas näher an, so stellen wir fest, dass bereits ab dem 13. Jahrhundert Handelsbeziehungen über Brügge in Belgien, aber auch über die gesamte Ostseeküste nach Brandenburg, Preussen und ins Baltikum bestanden, wie aus dem Hansischen Urkundenbuch und aus den Urkunden des Hochmeister Ordens ersichtlich. Schotten waren als Soldaten in der franz. Armee, aber auch in russischen, polnischen und preußischen Diensten. Sie waren Hausierer, später Händler und Siedler in Polen und Schlesien und als solche in Posen, Lublin und Lissa, selbst mit dem Namen Farquhar im 17. Jh. wiederholt belegt. Sie gingen vornehmlich über Danzig, Breslau und Prag auf Pilgerreise nach Rom.
Letztlich lebten im 17. Jahrhundert 35 000 Schotten in Polen und Schlesien.9, 10, 11, 12, 13
Aus dem Lexicon von Sachsen, von 181415, dort findet sich zur an Langenwolmsdorf angrenzenden Burgstadt Stolpen, ein weiterer Hinweis für unserer Annahme. „Die wichtigsten Gewerbe sind jetzt die Strumpfwirkerei und Leinweberei. Letztere machte besonders vor dem 30 jährigen Kriege Stolpen berühmt. 1616 wurde die Hospitalkirche von Grund auf neu erbaut, die Baukosten wurden gedeckt aus Legaten einiger englischer Kaufleute, an welche von Stolpen aus Leinwandwaren gesandt wurden“.
Also ist die Vermutung, das sich ein früherer Hausierer, Händler, versprengter Soldat oder frommer Pilger, Anfang des 15. Jahrhunderts in dem gerade erst 200 Jahre urbar gemachten Reihenhufendorf Langenwolmsdorf (1232), in eine Bauerntochter verliebte und dort sesshaft wurde, damit er zum Stammvater aller deutschen Forker, Furker, Forkert und Furkert werden konnte, nicht ganz abwegig.
Während der Name Forker in Deutschland wegen seiner geringen Häufigkeit auf Rang 19495 steht, begegnet dem deutschen Reisenden in Schottland eine hohe Rückerkennung. Nennt man dort seinen Namen, meint der Einheimische einen Landsmann vor sich zu haben.
Nach unserer heutigen Erkenntnis gab es wahrscheinlich in Niederschlesien einen weiteren Übergang von Farquhar zu Forkert/Furkert. Denn in mindestens 10 Ortschaften rund 20 km um Grünberg (heute poln. Zielona Gora) finden sich ab 1584 Forkert Vorkommen, deren Nachfahren über Deutschland verteilt zu finden sind.
Anbei noch ein Fund: Zu Grünberg und den Schotten. 16
Quellen:
1 Kirchenbücher Pfarramt Langenwolmsdorf 2 Ahnenlisten Furker: Deutsche Zentralstelle fuer Genealogie Leipzig. 3 Abschriften Hauptstaats Archiv Dresden durch Herrn Kurt Wensch. (Amtsgericht Stolpen 1791, Gerichtshandelsbuch Neustadt 1601, Amtsgericht Neustadt 1629, Landsteuerregister 1543-1554, Türckensteuerregister 1501. Steuerregister Stolpen 1566, Amtserbbuch Stolpen 1559.) 4 Im Sächsischen Hauptstaatsarchiv liegt das Landessteuerregister Nr. 292, das „Türkensteuerregister“. Das liess 1529 Herzog Georg der Bärtige für sein Land anlegen. Der Kaiser bat die Territorialherren dringend um Soldaten und Geld. Sultan Soliman II hatte in der Schlacht bei Mohacz (1526) gesiegt und belagerte Wien. Es wurden von den damaligen Verwaltungsbezirken die Ansässigen nach ihrem Besitz geschätzt. Die Steuer betrug etwa 1,1 % des angenommenen Vermögens. Diese Listen stellen für viele Orte das älteste Adressbuch dar. (Angaben von Alfred Meiche). Lt. Kurt Wensch+ :“Ist in dem von 1501 vorhandenem Türkensteuerregister, Stolpen/Langenwolmsdorf nicht enthalten“. 5 Erklärung des Namen Forker, Briefverkehr Prof. Horst Naumann, Grimma 1995 6 Kopie der Schiffspassage (Einwanderung 1746 nach Amerika) sowie Heiratsurkunde 1749, von Adam Farquhar 7 Dictionary of Surnames by Patrick Hanks and Flavia Hodge 8 The Historical Resaerch Center HESAR, S.L. 07181 Calvia (Mallorca – Baleares) 9 The Records of Jnvercauld from 1547-1828 Edited by The Rev. John Grant Michie, M.A. 10 An Historical Atlas of Scotland c. 400 – 1600 Edited by Peter McNeill and Ranald Nicholson 11 Schottisch-Europäische-Beziehungen von Thomas Smout 1986; A Note On the Scots In Poland, 1550 – 1800. 12 The Scots in Germany (Being A Contribution Towards The History Of The Scot Abroad) 13 By Th. A. Fischer Verlag Otto Schulze & Co. Edinburgh 1902. 14 Scots In Poland, Russia And The Baltic States 1550-1850 by DAVID DOBSON 15 Lexicon von Sachsen von August Schumann, Zwickau 1814, Elfter Band (Schweiz-Trebischhayn). 16 "Die letzten Deutschen".aus dem Buch von Hans-Dieter Rutsch, 2012.